Abstract
Der menschliche Körper besteht zum größten Teil aus Wasser und enthält zudem eine Vielzahl an bestimmten Elektrolyten. Sowohl die Funktion des menschlichen Körpers insgesamt als auch die jeder einzelnen Zelle ist wesentlich davon abhängig, dass diese Bestandteile ausreichend und in ausgewogenen Verhältnissen zueinander vorkommen. Um das zu gewährleisten, unterliegt der Wasser- und Elektrolythaushalt des Körpers einem komplexen Regulationssystem.
Wasser und Elektrolyte kommen in unterschiedlichen Zusammensetzungen in verschiedenen Räumen (sog. Flüssigkeitsräumen oder Kompartimenten) des menschlichen Körpers vor. Die Elektrolyte (in Form von Ionen) wirken als osmotisch aktive Bestandteile im Wasser. Hauptregulationsorgan des Wasser- und Elektrolythaushaltes ist die Niere. Bei einer Dekompensation des Wasserhaushaltes kann es zu einer De- bzw. Hyperhydratation und lebensbedrohlichen Elektrolytverschiebungen kommen.
Verteilung des Körperwassers
Kompartimente
Die Flüssigkeit des Körpers verteilt sich auf zwei gegeneinander abgrenzbare Kompartimente, den Intra- und den Extrazellulärraum. Der Intrazellulärraum umfasst den Anteil innerhalb einer Zelle und stellt das größte Kompartiment dar. Zu den extrazellulären Flüssigkeiten zählt man die transzelluläre, die intravasale und die interstitielle Flüssigkeit. Das jeweilige Verteilungsvolumen dieser Kompartimente kann mittels spezifischer Indikatorsubstanzen berechnet werden.
Extrazellulärraum (EZR): Raum außerhalb der Zellen | Intrazellulärraum (IZR): Raum innerhalb der Zellen | |||
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Transzellulärraum | Intravasalraum | Interstitieller Raum (auch: Interzellularraum) | ||
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Zusammensetzung |
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Vorkommen |
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⅔ des Körpergewichts sind Wasser, davon befinden sich ⅔ intrazellulär und von dem restlichen Drittel wiederum ⅔ interstitiell!
Der Wasserhaushalt des Menschen wird maßgeblich über die Osmolarität der Extrazellularflüssigkeit reguliert. Die normale Osmolarität liegt bei 290-295mosmol/l und wird ständig durch Osmosensoren im Hypothalamus kontrolliert.
Wassergehalt verschiedener Gewebe
Gewebe | Wassergehalt |
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Muskulatur | 75% |
Körperfett | 25% |
Knochen | 22% |
Wassergehalt am Körpergewicht
Säugling | Mann (jung) | Frau (jung) | Mann (alt) | Frau (alt) | |
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Liter/kg KG | 0,75 | 0,65 | 0,55 | 0,55 | 0,45 |
Im höheren Lebensalter kommt es zu einer Reduktion des intrazellulären Körperwassers v.a. in Folge des Muskelmasseabbaus!
Frauen haben durch ihren höheren Anteil an natürlichem Fettgewebe einen geringeren Wassergehalt am Körpergewicht!
Berechnung der Verteilungsvolumina
- Ablauf: Es wird eine bekannte Menge Indikatorsubstanz intravenös injiziert. Nach ca. zwei Stunden kann die Konzentration der Indikatorsubstanz im Plasma bestimmt werden. Aus der Verteilung der Indikatorsubstanz auf die Flüssigkeitsräume können Rückschlüsse auf das Verteilungsvolumen (V) gezogen werden.
- Indikatoren: Substanzen, die sich nur in bestimmten Kompartimenten anreichern und den Gehalt dieses Kompartiments damit indirekt messbar machen
- Evans Blue: Verteilung entspricht dem intravasalen Verteilungsvolumen
- Inulin: Verteilung entspricht dem Verteilungsvolumen im Extrazellulärraum
- Antipyrin, Deuterium, Tritium: Verteilungen entsprechen dem Gesamt-Wassergehalt des Körpers
- Abgeleitete Größe: Aus der Differenz der Verteilungsvolumina von Antipyrin, Deuterium bzw. Tritium und Inulin lässt sich das intrazelluläre Verteilungsvolumen berechnen
- Berechnung: Verteilungsvolumen (V) = Mengeappliziert / KonzentrationPlasma
Wasserhaushalt
Wasser ist ein unverzichtbarer Bestandteil unseres Lebens. Es wird für zahlreiche Reaktionen und Mechanismen in unserem Körper benötigt und u.a. als Lösungs- und Kühlmittel, Wärmepuffer und Transportmedium verwendet.
Wasserbilanz
Eine ausgeglichene Wasserbilanz wird durch die tägliche Wasserzufuhr und Wasserausscheidung garantiert und ermöglicht einen konstanten Wassergehalt des Körpers.
- Zufuhr (2,5 L/Tag)
- Über Getränke: 1,4 L
- Über Nahrung: 900 mL
- Oxidationswasser: 300 mL
- Ausscheidung (2,5 L/Tag)
Regulation des Wasserhaushaltes
Der Wasserbedarf des Körpers wird über spezielle Rezeptoren, sog. Pressorezeptoren, Volumenrezeptoren und Osmorezeptoren, wahrgenommen und über das Durstgefühl und die Ausscheidung von Wasser durch die Niere reguliert. Eine elementare Rolle spielen hierbei eine Reihe von Hormonen, die als Reaktion auf die Wahrnehmung der Rezeptoren ausgeschüttet werden und u.a. Einfluss auf die Wasserausscheidung und -rückresorption in der Niere haben.
Osmorezeptoren
Über Osmorezeptoren im Pfortadersystem und Hypothalamus wird die Osmolarität der Extrazellularflüssigkeit detektiert.
- Wassermangel → Plasmatische Hyperosmolarität → ADH-Sekretion und Durstgefühl↑
- Wasserüberschuss → Plasmatische Hypoosmolarität → ADH-Sekretion und Durstgefühl↓
Regulation des Durstgefühls
Durstgefühl entsteht ab einem Wasserverlust von etwa 0,5% des Körpergewichts. Je nachdem, ob sich der Flüssigkeitsgehalt intrazellulär verringert oder ein Volumenmangel im Extrazellulärraum besteht , unterscheidet man zwischen osmotischem und hypovolämischem Durst.
- Osmotischer Durst: Intrazelluläre Osmolalität steigt an → Durstzentrum im Hypothalamus wird über Osmorezeptoren aktiviert → Durstgefühl und ADH-Sekretion steigen an → Vermehrtes Trinken und vermehrte Wasserretention in der Niere → Osmolalität sinkt
- Hypovolämischer Durst: Blutdruck und Blutvolumen sinken → Pressorezeptoren und Volumenrezeptoren werden vermindert aktiviert → Vermehrte ADH-Sekretion und Aktivierung des RAAS → Vermehrtes Trinken und steigende Wasserretention in der Niere → Blutdruck und Blutvolumen steigen an
Atriales natriuretisches Peptid (ANP)
- Funktion: Senkung des Blutdrucks und des Blutvolumens
- Synthese: In den Myozyten der Vorhöfe, v.a. des rechten Vorhofs
- Stimulation durch
- Volumenzunahme (erhöhter zentralvenöser Druck): Wird durch Dehnungssensoren in den Vorhöfen registriert
- Wirkung: ANP bewirkt u.a. über folgende Mechanismen eine Senkung des arteriellen Blutdrucks sowie eine gesteigerte Natriurese und Diurese:
- Relaxation der glatten Gefäßmuskulatur
- → Abfall des Blutdrucks
- → Steigerung der Nierenmarkdurchblutung und der glomerulären Filtrationsrate
- Hemmung des epithelialen Na+-Kanals im Sammelrohr → Abfall der renalen Na+-Rückresorption → Steigerung der Na+-Ausscheidung und folglich auch der Wasserausscheidung → Senkung des ZVD
- Hemmung der Aldosteron-, Renin-, ADH- und ACTH-Freisetzung
- Relaxation der glatten Gefäßmuskulatur
Störungen des Wasserhaushalts
Störung | Ursache | Volumen | Osmolalität oder Osmolarität | Hämatokrit | Natriumkonzentration im Serum | Proteinkonzentration im Serum | Gegenregulationsmechanismen | ||||
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EZR | IZR | EZR | IZR | ||||||||
(= Wassermangel) | Hypertone Dehydratation | ↓ | ↓ | ↑ | ↑ | ↑/(‑) | ↑ | ↑ | |||
Hypotone Dehydratation |
| ↓ | ↑ | ↓ | ↓ | ↑ | ↓ | ↑ | |||
Isotone Dehydratation |
| ↓ | – | – | – | ↑ | – | ↑ | |||
(= Wasserüberschuss) | Hypertone Hyperhydratation |
| ↑ | ↓ | ↑ | ↑ | ↓ | ↑ | ↓ |
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Hypotone Hyperhydratation |
| ↑ | ↑ | ↓ | ↓ | ↓/(–) | ↓ | ↓ |
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Isotone Hyperhydratation |
| ↑ | – | – | – | ↓ | – | ↓ |
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Dehydratation
Die Dehydratation ist ein klinischer Zustand, der häufig v.a. bei alten Menschen behandelt werden muss. Typische klinische Zeichen sind ein erniedrigtes Körpergewicht, ein erniedrigter Blutdruck, eine verringerte Urinmenge und ein erhöhter Hämatokrit in der Laboruntersuchung. Therapeutisch wird eine Dehydratation häufig mit einer kristalloiden Infusionslösung wie z.B. NaCl 0,9%-Lösung (siehe → Volumenersatztherapie) behandelt! Bei der hypertonen Dehydratation, z.B. durch starkes Schwitzen, wird mehr Wasser als Elektrolyte ausgeschieden, daher ist das Serumnatrium erhöht (hyperton) und Wasser tritt aufgrund des osmotischen Gradienten aus dem Intra- in den Extrazellulärraum. Durch den erhöhten Wasserverlust sind sowohl das extra- als auch das intrazelluläre Volumen verringert. Die Menge des vorhandenen Hämoglobins ändert sich jedoch nicht, sodass die mittlere korpuskuläre Hämoglobinkonzentration (MCHC) entsprechend erhöht ist.
Wasser für Injektionszwecke
Beim Wasser für Injektionszwecke (Aqua ad iniectabilia) handelt es sich um hypotones, steriles Wasser, das nur für die Zubereitung, Auflösung sowie Verdünnung von Arzneimitteln verwendet werden darf! Es darf nicht ohne darin gelöste Arzneimittel injiziert werden, da es aufgrund seiner hypotonen Eigenschaften sonst zu Zell- und Gewebeschwellungen führt.
Parenterale Ernährung
Elektrolytlösungen werden klinisch genutzt, um den Mineralienhaushalt des Körpers auszugleichen. Glucoselösungen hingegen dienen klinisch der parenteralen Energiezufuhr im Rahmen einer künstlichen Ernährung und enthalten keine Elektrolyte! Glucose überwindet jedoch leicht die Zellmembranen und ist dort osmotisch aktiv, weshalb sich das Intrazellulärvolumen schnell erhöhen kann. Es sollte daher bei der therapeutischen Anwendung bedacht werden, dass durch den hypotonen Charakter der Glucoselösung z.B. die Gefahr eines Lungenödems besteht!
Osmotische Myelinolyse
Bei zu schneller Korrektur einer Hyponatriämie mittels Substitution von Natrium kann es aufgrund der dann erhöhten intravasalen Osmolarität zum Austritt von Wasser aus den Myelinscheiden mit konsekutiver Zerstörung der Myelinscheiden kommen (sog. „osmotische Myelinolyse“). Davon ist meist die zentrale Region des Pons betroffen (daher auch „zentrale pontine Myelinolyse“ genannt). Um dem entgegenzuwirken, muss Natrium langsam und unter ständiger Serumnatrium-Kontrolle substituiert werden.
Natrium
Natrium (Na+) ist maßgeblich an der Regulation des Wasseraustausches zwischen Intra- und Extrazellulärraum beteiligt. Weiterhin ist der Natriumgradient zwischen Intra- und Extrazellulärraum Voraussetzung für die Entstehung von Aktionspotenzialen und dient als Triebkraft für sekundär aktive Prozesse. Der Mensch nimmt Natrium v.a. über die Nahrung auf.
Für Verschiebungen des Natriumhaushalts siehe: Elektrolytstörungen Natrium.
Verteilung im Körper
- Gesamtgehalt: 70–100 g (55–60 mmol/kgKG)
- Extrazellulär (Serumkonzentration): ca. 135–145 mmol/L (95 %)
- Hyponatriämie = Serumkonzentration <135 mmol/L
- Hypernatriämie = Serumkonzentration >145 mmol/L
- Intrazellulär: ca. 10–15 mmol/L (5 %)
- Extrazellulär (Serumkonzentration): ca. 135–145 mmol/L (95 %)
- Aufrechterhaltung der Natriumverteilung: Über die Na+-K+-ATPase
Zufuhr und Ausscheidung
Natrium befindet sich als Bestandteil von Kochsalz in fast allen Lebensmitteln. Käse, Fleisch, Meeresfrüchte und Brot haben einen besonders hohen Natriumgehalt.
- Durchschnittliche Kochsalzzufuhr: ca. 5–15 g/Tag
- Durchschnittliche Na+-Ausscheidung: ca. 3 g/Tag
Regulation
Die Regulation der Natriumkonzentration erfolgt über das RAAS und ANP.
Funktion
- Regulation des Wasseraustauschs zwischen IZR und EZR
- Natriumgradient
- Voraussetzung für die Entstehung von Aktionspotenzialen
- Triebkraft für sekundär aktive Prozesse
Arterielle Hypertonie
Eine hohe tägliche Kochsalzzufuhr erhöht das Risiko für eine essenzielle (primäre) Hypertonie und kardiovaskuläre Erkrankungen. Der zugrunde liegende Pathomechanismus ist derzeit noch nicht vollständig bekannt. Es wird diskutiert, ob eine genetische Komponente eine Rolle spielt, da bei salzsensitiver Hypertonie eine familiäre Häufung beobachtet werden konnte . Zu den weiteren Risikofaktoren einer primären arteriellen Hypertonie zählen Rauchen, ein hohes Lebensalter, Adipositas sowie ein hoher Alkohol- und Kaffeekonsum.
Natriumentgleisungen
Pathologische Serumnatriumkonzentrationen beruhen meist auf einer Veränderung des Wasserhaushaltes und sind somit Resultat einer Konzentrierung oder Verdünnung. Seltener liegen tatsächliche Natriumverluste (Diuretika, Diarrhö, Erbrechen) oder Natriumbelastungen (vermehrte Zufuhr) zugrunde. Hypo- und Hypernatriämien können zu diversen neurologischen Symptomen führen. So steigen zumeist die Muskeleigenreflexe an und es drohen Krampfanfälle aufgrund einer erniedrigten Krampfschwelle.
Kalium
Kalium (K+) ist das osmotisch wichtigste Kation des Intrazellulärraums. Es ist maßgeblich an der Ausbildung von Aktionspotenzialen und zudem an der Regulation des pH-Wertes beteiligt.
Für Verschiebungen des Kaliumhaushaltes siehe: Elektrolytstörungen Kalium.
Verteilung im Körper
- Gesamtgehalt: 140 g (40–50 mmol/kgKG)
- Extrazellulär (Serumkonzentration): ca.3,6–5,2 mmol/L (2%)
- Hypokaliämie = Serumkonzentration < 3,6 mmol/L
- Hyperkaliämie = Serumkonzentration > 5,2 mmol/L
- Intrazellulär: ca. 140–160 mmol/L (98%)
- Extrazellulär (Serumkonzentration): ca.3,6–5,2 mmol/L (2%)
- Aufrechterhaltung der Kaliumverteilung: Über die Na+-K+-ATPase
Zufuhr und Ausscheidung
Kalium wird über die Nahrung aufgenommen und kommt v.a. in Orangen, Bananen, Aprikosen, Feigen, Fleisch und Kartoffeln vor.
- Durchschnittliche Zufuhr: 2–6 g/Tag (50–150 mmol)
- Durchschnittliche Ausscheidung: ca. 25 mmol/Tag werden über Schweiß, Stuhl und Urin ausgeschieden
Regulation
Die Kaliumkonzentration wird über das RAAS reguliert. Hierbei wirkt Aldosteron indirekt über die Na+-Resorption auf die Kaliumverteilung ein.
Funktion
- Beeinflussung des Ruhemembranpotenzials
- Beeinflussung des pH-Wertes
Herzrhythmusstörungen
Eine zu niedrige (= Hypokaliämie) und eine zu hohe (= Hyperkaliämie) Konzentration von Kalium im Serum erhöhen das Risiko für lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen. Eine Hypokaliämie kann z.B. bei einer starken Durchfallerkrankung, heftigem Erbrechen oder einer unkontrollierten, starken Insulintherapie (temporäre Kaliumverschiebung nach intrazellulär) auftreten. Eine Hyperkaliämie wird bspw. durch chronisches Nierenversagen, erhöhte Kaliumfreisetzung aus Körperzellen (Traumata, Hämolyse) oder Insulinmangel ausgelöst. Je nach Schweregrad können leichtes Herzstolpern oder Herzrasen bis hin zum Herzinfarkt mit kardiogenem Schock die Folge sein.
Calcium
Calcium (Ca2+) ist mit einem Körperbestand von ca. 1 kg der mengenmäßig am stärksten vertretene Mineralstoff des menschlichen Organismus. Es liegt jedoch zu 99% als Calciumphosphat gebunden im Knochen vor.
Für Verschiebungen des Calciumhaushalts siehe: Elektrolytstörungen Calcium.
Verteilung im Körper
- Gesamtgehalt: ca. 1 kg
- Extrazellulär (Serumkonzentration): Gesamt-Calcium ca. 2,20–2,65 mmol/L
- Hypokalzämie = Serumkonzentration Gesamtcalcium <2,20 mmol/L bzw. ionisiertes Calcium <1,15 mmol/L
- Hyperkalzämie = Serumkonzentration Gesamtcalcium >2,65 mmol/L bzw. ionisiertes Calcium >1,35 mmol/L
- Ca. 1,15–1,35 mmol/L davon sind ionisiertes, ungebundenes und folglich biologisch aktives Calcium
- Das restliche Calcium ist gebundenes und folglich biologisch inaktives Calcium
- Intrazellulär: Ionisiertes Calcium: ca. 0,0001 mmol/L
- Extrazellulär (Serumkonzentration): Gesamt-Calcium ca. 2,20–2,65 mmol/L
Zufuhr und Ausscheidung
Calcium wird über die Nahrung aufgenommen und kommt v.a. in Milch und Milchprodukten, Käse und grünem Gemüse vor. Die Ca2+-Ionen gelangen über einen Ionenkanal ins Zytosol der Enterozyten.
- Durchschnittliche Zufuhr: 0,8–1,2 g/Tag
- Durchschnittliche Ausscheidung
Regulation
Die Regulation des Calciumhaushalts unterliegt einem komplexen Mechanismus und wird durch Parathormon, Calcitriol und Calcitonin reguliert. Für genaueres dazu siehe Nebenschilddrüsen.
Funktion
- Bestandteil von Signaltransduktionskaskaden
- Als intrazellulärer Second Messenger
- Steigerung der präsynaptischen Transmitterfreisetzung an chemischen Synapsen
- Bestandteil der Muskelkontraktion über Bindung an Begleitproteine
- Stabilisierung des Membranpotenzials
- Funktion als Gerinnungsfaktor (Faktor IV)
- Aufbau von Zahn- und Knochensubstanz als Calciumphosphat (= Ca3(PO4)2)
Azidose/Alkalose
Calcium konkurriert mit Protonen um die Proteinbindungsstellen. Bei einer Azidose mit einer pH-Erniedrigung (Protonen↑) des Blutes gibt es mehr freies Calcium. Klinisch ist eine Hyperkalzämie sehr variabel (z.B. Herzrhythmusstörungen, Muskelschwäche, Obstipation, Paresen) bis asymptomatisch. Bei einer Alkalose (z.B. bei einer respiratorischen Alkalose durch Hyperventilation im Rahmen einer Panikattacke) mit einer pH-Erhöhung (Protonen↓) des Blutes gibt es weniger freies Calcium. Klinisch kann es zu Kribbelparästhesien, Tetanien und Herzrhythmusstörungen kommen. Man bezeichnet diesen Zustand auch als Hyperventilationstetanie.
Phosphat
Phosphat (PO4−) ist mit einem Körperbestand von ca. 700 g der mengenmäßig am zweithäufigsten vorkommende Mineralstoff des menschlichen Organismus (nach Calcium). Es liegt zusammen mit Calcium zu 85% als Calciumphosphat gebunden im Knochen vor.
Verteilung im Körper
- Gesamtgehalt: ca. 700 g
- Extrazellulär (Serumkonzentration): ca. 0,84–1,45 mmol/L (1%)
- Hypophosphatämie = Serumkonzentration <0,84 mmol/L
- Hyperphosphatämie = Serumkonzentration >1,45 mmol/L
- Intrazellulär: 14%
- Extrazellulär (Serumkonzentration): ca. 0,84–1,45 mmol/L (1%)
Zufuhr und Ausscheidung
Phosphat wird über die Nahrung aufgenommen und kommt v.a. in Fisch, Fleisch, Nüssen, Kernen, Käse und Schokolade vor.
- Durchschnittliche Zufuhr: 0,7–1,3 g/Tag
- Durchschnittliche Ausscheidung
Regulation
Die Regulation des Phosphathaushaltes unterliegt einem komplexen Mechanismus und wird durch Parathormon, Calcitriol und Calcitonin gesteuert. Für genaueres dazu siehe Nebenschilddrüsen.
Funktion
- Regulation des Energiestoffwechsels (z.B. in der Glykolyse in Form von Adenosintriphosphat = ATP)
- Aufbau von Zahn- und Knochensubstanz als Calciumphosphat (Ca3(PO4)2)
- Regulation des Säure-Basen-Haushaltes (Phosphatpuffersystem)
- Regulation von Enzymaktivitäten durch Phosphorylierung und Dephosphorylierung
Hyperphosphatämie
Ab einer dauerhaft erhöhten Phosphat-Konzentration im Serum von >2 mmol/L ist der Körper nicht mehr in der Lage, das überschüssige Phosphat über den Darm und die Niere auszuscheiden. Klinisch kommt es zu einer Überfunktion der Nebenschilddrüse durch vermehrte PTH-Stimulation, zu vermehrtem Knochenum- bzw. abbau und der Ablagerung von Calciumphosphatkristallen in den Weichteilgeweben. Dadurch sinkt der Ca2+-Serumspiegel!
Magnesium
Magnesium (Mg2+) ist mit einem Körperbestand von ca. 24 g der mengenmäßig am geringsten vertretene Mineralstoff des menschlichen Organismus und liegt zu 65% gebunden im Knochen vor.
Verteilung im Körper
- Gesamtgehalt: ca. 20 g (ca. 16 mmol/kgKG)
- Extrazellulär (Serumkonzentration): ca. 0,73–1,06 mmol/L (1%)
- Intrazellulär: ca. 15 mmol/L (34%)
Zufuhr und Ausscheidung
Magnesium wird über die Nahrung aufgenommen und kommt v.a. in Kernen, Nüssen, Kakao, Obst und Gemüse vor.
- Durchschnittliche Zufuhr: 0,3–0,35 g/Tag
- Durchschnittliche Ausscheidung
- ⅔ des oral aufgenommenen Magnesiums werden nicht resorbiert und mit dem Stuhl ausgeschieden
- 30% des filtrierten Magnesiums werden ausgeschieden
Regulation
Der Magnesiumhaushalt ist eng mit der Resorptionsleistung von Darm und Niere verknüpft.
- Enterale Resorption
- Wird durch Calcitriol, Parathormon und Somatotropin gesteigert
- Wird durch Calcitonin und Aldosteron gehemmt
- Renale Resorption
- Wird durch Calcitriol gesteigert
- Wird durch Calcitonin gehemmt
Funktion
- Regulation der Signaltransduktion als Cofaktor von Enzymen
- Verminderung der neuromuskulären Erregbarkeit durch
- Hemmung der Acetylcholin-Freisetzung an der motorischen Endplatte
- Hemmung von Ca2+-Kanälen an Nervenendigungen und am sarkoplasmatischen Retikulum
- Aufbau von Zahn- und Knochensubstanz
Muskelkrämpfe („Tetanie“)
Magnesium ist ein physiologischer Calciumantagonist, der die intrazelluläre Ansammlung von Calcium verhindert. Bei einer Hypomagnesiämie kann es entsprechend durch Umverteilung von Calcium in die Zellen zu einer Hypokalzämie kommen. Sowohl durch die Hypokalzämie als auch durch die ursächliche Hypomagnesiämie an sich kommt es zu einer gesteigerten Erregbarkeit von Muskelzellen mit dem klinischen Bild von Muskelkrämpfen.
Wiederholungsfragen zum Kapitel Wasser- und Elektrolythaushalt
Wasserhaushalt
Wodurch wird die Ausschüttung von ANP (atriales natriuretisches Peptid) stimuliert und wie genau entfaltet es seine Wirkung?
Welche Formen der Dehydratation gibt es, wodurch sind sie gekennzeichnet und wie können sie entstehen?
Was ist eine hypotone Hyperhydratation und wie entsteht sie?
Natrium
Wie hoch ist die extrazelluläre Serumkonzentration von Natrium normalerweise und für welche Funktionen ist dies wichtig?
Kalium
Wodurch kann eine Hyperkaliämie entstehen?
Calcium
Wie gelangt Calcium aus dem Darmlumen in den Enterozyten?
Welchen Einfluss hat die Atmung auf die Serumkonzentration von Calcium? Welche Symptome würde man deshalb bei starker Hyperventilation erwarten?
Magnesium
Wie hoch ist die Konzentration von Mg2+-Ionen extra- und intrazellulär und welchen prozentualen Anteil hat sie jeweils am Gesamtgehalt?
Eine Sammlung von allgemeineren und offeneren Fragen zu den verschiedenen prüfungsrelevanten Themen findest du im Kapitel Beispielfragen aus dem mündlichen Physikum.
Meditricks
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Magnesium
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