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Cannabinoide

Letzte Aktualisierung: 5.12.2023

Abstracttoggle arrow icon

Cannabis stellt die in Deutschland am häufigsten konsumierte illegale Droge dar. Die Hauptwirkstoffe THC und Cannabidiol werden aus der Hanfpflanze gewonnen und i.d.R. inhalativ als gedrehte Zigaretten (Joints) oder oral, z.B. in Form von Keksen (sog. Spacecookies), konsumiert. Bei etwa 1% der deutschen Bevölkerung liegt ein Cannabismissbrauch bzw. eine -abhängigkeit vor.

Cannabis besitzt eine euphorisierende und sedativ-anxiolytische Hauptwirkung. Je nach Züchtung können unterschiedlich stark ausgeprägte halluzinogene und psychotische Wirkungen hinzukommen.

In Deutschland ist die Verordnung von cannabishaltigen Medikamenten bei schwerkranken Patienten unter bestimmten Bedingungen möglich. Die Evidenzlage ist hier noch gering, wobei aufgrund der erleichterten Verordnung in den kommenden Jahren eine Verbesserung der Datenlage zu erwarten ist.

Epidemiologietoggle arrow icon

  • Lebenszeitprävalenz des Cannabis-Konsums [1]
    • Jugendliche (12–17 Jahre): Ca. 10%
    • Erwachsene: Ca. 35%
  • Prävalenz des regelmäßigen Konsums [1]
    • Jugendliche (12–17 Jahre): Ca. 1%
    • Erwachsene: Ca. 4%
  • Prävalenz von Missbrauch/Abhängigkeit: Ca. 1% der erwachsenen Gesamtbevölkerung [2]

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

Herstellungs- und Konsumformentoggle arrow icon

  • Herstellungsformen
    • Marihuana (sog. „Gras“): Getrocknete Blätter und Blüten der Hanfpflanze
    • Haschisch (sog. „Dope“, „Shit“): Harz der Blütenstände der Hanfpflanze
  • Konsumformen
    • Inhalativ: Als selbst gedrehte Zigaretten (sog. „Joints“), in Wasserpfeifen (sog. „Bongs“) oder mit Verdampfer (sog. „Vaporizer“)
    • Oral: Verarbeitung des in Öl gelösten THC, z.B. in Kuchen oder Plätzchen (sog. „Space-Cookies“)

Wirkstoffe und Wirkmechanismustoggle arrow icon

  • Wirkstoffe [2]
    • Tetrahydrocannabinol (THC): Hauptwirkstoff
    • Cannabidiol (CBD): Weiterer Wirkstoff, der die THC-Wirkung moduliert und damit für viele angenehme Effekte verantwortlich ist
  • Wirkmechanismus: Bindung an die spezifischen Cannabinoid-Rezeptoren CB1, CB2 → U.a. Hemmung eines GABAergen Interneurons → Hemmung des inhibitorischen Effekts auf nachgeschaltete dopaminerge Neurone → Erhöhung der Dopaminausschüttung im Nucleus accumbens des mesolimbischen Belohnungssystems [2]

Wirkungen und Nebenwirkungentoggle arrow icon

Wirkungen

  • Initial: Euphorie (oft mit sog. „Lachflashs“), Entspannung und halluzinogene Effekte
  • Im Verlauf: Passivität, Antriebshemmung und gesteigerter Appetit/Heißhungerattacken
  • Zeitlicher Ablauf
    • Inhalativer Konsum: Wirkeintritt innerhalb weniger Minuten, Wirkmaximum nach 20–30 min, insg. Anhalten der Wirkung über 2–3 h
    • Oraler Konsum: Wirkeintritt nach ca. 30 min, Wirkmaximum nach 2–3 h, insg. Anhalten der Wirkung über 3–6 h

Nebenwirkungen/Komplikationen

Therapie bei Intoxikationtoggle arrow icon

Cannabisabhängigkeittoggle arrow icon

Diagnosekriterien

Entzugssymptome [2][12]

  • Häufige körperliche Symptome [4]
  • Häufige psychische Symptome
  • Medikamentöse Therapieoptionen
    • Selten notwendig [13]
    • Bislang keine medikamentöse Therapieoption zur Rückfallprophylaxe nach erfolgreichem Cannabisentzug

Therapie der Cannabisabhängigkeit

  • Therapieangebote
    • I.d.R. als ambulante Entzugs- und Entwöhnungstherapie
    • Teilstationäre und stationäre Entzugs- und Entwöhnungstherapien insb. bei starker Entzugssymptomatik, schwieriger sozialer Situation oder Komorbiditäten sinnvoll [14]
    • Selbsthilfegruppen
    • Internetbasierte Entwöhnungsprogramme : Siehe Tipps & Links
  • Zum allgemeinen Vorgehen bei Abhängigkeitserkrankungen siehe: Therapie von Abhängigkeiten

Medizinische Verwendung von Cannabistoggle arrow icon

  • Voraussetzungen zur Verordnung [15][16]: In Deutschland ist die Verordnung von cannabishaltigen Medikamenten bei schwerkranken Patienten unter bestimmten Bedingungen möglich
    • Bis März 2022 erfolgte eine Begleiterhebung
    • Klärung der Kostenübernahme durch die Krankenkasse
    • Verschreibung im Rahmen eines BtM-Rezepts
    • Keine anderen verfügbaren Behandlungsoptionen oder
    • Andere Behandlungsoptionen sind aufgrund zu erwartender Nebenwirkungen oder im Hinblick auf den Krankheitszustand des Patienten nicht möglich
  • Verfügbare Präparate [15]
    • Bevorzugt: Fertigarzneien / isolierte Einzelsubstanzen
      • Nabilon (Handelsname: Canemes®, vollsynthetisches Cannabinoid, als Kapseln)
      • Nabiximols (Handelsname: Sativex®, Extrakt aus Cannabispflanze, als Sublingualspray)
      • Dronabinol (CB1R-Agonist)
        • Als Rezepturarzneimittel: Abgabe in verschiedenen Galeniken [14]
        • Als Fertigarzneimittel: Marinol® (synthetisches Dronabinol in Kapselform; derzeit keine Zulassung in Deutschland, muss ggf. unter Beachtung der entsprechenden Bestimmungen aus den USA oder Kanada importiert werden)
    • Alternativ: Getrocknete Cannabisblüten und ölige Cannabisextrakte
  • Anwendungsgebiete: Bspw. [15]
  • Nebenwirkungen: Bspw. [19]
  • Kontraindikationen: Bspw.
  • Evidenzlage [20][21]
    • (Noch) geringe Evidenz für viele Indikationen
    • Verbesserung der Datenlage in den kommenden Jahren aufgrund der erleichterten Verordnung zu erwarten

Rechtsmedizinischer Nachweistoggle arrow icon

  • Urin: Je nach Konsumhäufigkeit kann die Nachweisbarkeit zwischen ca. 3 Tagen (Gelegenheitskonsum) bis zu mehreren Wochen (starker Konsum) liegen [2]
  • Blut [2]
    • Nachweis von aktivem THC ca. 12–72 h nach Konsum (je nach Konsummuster)
    • Nachweis von THC-Metaboliten bis zu mehrere Wochen (je nach Konsummuster)

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Cannabis: THC und CBD

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2024toggle arrow icon

F12.-: Psychische und Verhaltensstörungen durch Cannabinoide

T40.-: Vergiftung durch Betäubungsmittel und Psychodysleptika [Halluzinogene]

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2024, DIMDI.

Quellentoggle arrow icon

  1. Budney et al.:Review of the validity and significance of cannabis withdrawal syndrome.In: The American journal of psychiatry. Band: 161, Nummer: 11, 2004, doi: 10.1176/appi.ajp.161.11.1967 . | Open in Read by QxMD p. 1967-77.
  2. Batra, Bilke-Hentsch: Praxisbuch Sucht. Thieme 2016, ISBN: 978-3-131-49202-9.
  3. Bechara:Decision making, impulse control and loss of willpower to resist drugs: a neurocognitive perspective.In: Nature neuroscience. Band: 8, Nummer: 11, 2005, doi: 10.1038/nn1584 . | Open in Read by QxMD p. 1458-63.
  4. Benkert, Hippius: Kompendium der Psychiatrischen Pharmakotherapie. 13. Auflage Springer 2020, ISBN: 978-3-662-61752-6.
  5. S3-Leitlinie Medikamentenbezogene Störungen.Stand: 1. August 2020. Abgerufen am: 11. Juli 2023.
  6. FAQ-Liste zum Einsatz von Cannabis in der Medizin.
  7. Gesetz zur Änderung betäubungsmittelrechtlicher und anderer Vorschriften.Stand: 9. März 2017. Abgerufen am: 22. März 2018.
  8. Esposito et al.:Cannabidiol in Inflammatory Bowel Diseases: A Brief OverviewIn: Phytotherapy Research. Band: 27, Nummer: 5, 2012, doi: 10.1002/ptr.4781 . | Open in Read by QxMD p. 633-636.
  9. Andreae et al.:Inhaled Cannabis for Chronic Neuropathic Pain: A Meta-analysis of Individual Patient DataIn: The Journal of Pain. Band: 16, Nummer: 12, 2015, doi: 10.1016/j.jpain.2015.07.009 . | Open in Read by QxMD p. 1221-1232.
  10. Fraguas-Sánchez, Torres-Suárez:Medical Use of CannabinoidsIn: Drugs. Band: 78, Nummer: 16, 2018, doi: 10.1007/s40265-018-0996-1 . | Open in Read by QxMD p. 1665-1703.
  11. Cannabis: Potential und Risiken. Eine wissenschaftliche Analyse (CaPRis).
  12. Allan et al.:Simplified guideline for prescribing medical cannabinoids in primary care.In: Canadian family physician Medecin de famille canadien. Band: 64, Nummer: 2, 2018, p. 111-120.
  13. Die Drogenaffinität Jugendlicher in der Bundesrepublik Deutschland 2015. Rauchen, Alkoholkonsum und Konsum illegaler Drogen: aktuelle Verbreitung und Trends. BZgA-Forschungsbericht..
  14. Jouanjus et al.:Cannabis-related hospitalizations: unexpected serious events identified through hospital databases.In: British journal of clinical pharmacology. Band: 71, Nummer: 5, 2011, doi: 10.1111/j.1365-2125.2010.03897.x . | Open in Read by QxMD p. 758-65.
  15. de Graaf et al.:Early cannabis use and estimated risk of later onset of depression spells: Epidemiologic evidence from the population-based World Health Organization World Mental Health Survey Initiative.In: American journal of epidemiology. Band: 172, Nummer: 2, 2010, doi: 10.1093/aje/kwq096 . | Open in Read by QxMD p. 149-59.
  16. D'Souza et al.:Cannabinoids and PsychosisIn: Current pharmaceutical design. Band: 22, Nummer: 42, 2016, doi: 10.2174/1381612822666160826105628 . | Open in Read by QxMD p. 6380-6391.
  17. Meier et al.:Persistent cannabis users show neuropsychological decline from childhood to midlifeIn: Proceedings of the National Academy of Sciences. Band: 109, Nummer: 40, 2012, doi: 10.1073/pnas.1206820109 . | Open in Read by QxMD p. E2657-E2664.
  18. Gruber et al.:Age of onset of marijuana use and executive functionIn: Psychology of Addictive Behaviors. Band: 26, Nummer: 3, 2012, doi: 10.1037/a0026269 . | Open in Read by QxMD p. 496-506.
  19. Fontes et al.:Cannabis use before age 15 and subsequent executive functioningIn: British Journal of Psychiatry. Band: 198, Nummer: 06, 2011, doi: 10.1192/bjp.bp.110.077479 . | Open in Read by QxMD p. 442-447.
  20. Macleod et al.:Psychological and social sequelae of cannabis and other illicit drug use by young people: a systematic review of longitudinal, general population studiesIn: The Lancet. Band: 363, Nummer: 9421, 2004, doi: 10.1016/s0140-6736(04)16200-4 . | Open in Read by QxMD p. 1579-1588.
  21. Fergusson, Boden:Cannabis use and later life outcomesIn: Addiction. Band: 103, Nummer: 6, 2008, doi: 10.1111/j.1360-0443.2008.02221.x . | Open in Read by QxMD p. 969-976.

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